Definition Intraday Trading
Seit dem Aufkommen der Erneuerbaren Energien haben die Spotmärkte, an welchen die kurzfristige Strombeschaffung abgewickelt wird, rasant an Bedeutung gewonnen. Als flexibler Handelsplatz bietet der Spotmarkt Viertelstundenkontrakte für den Folgetag. Er ermöglicht zusätzlich einen kontinuierlichen Handel, bei dem elektrische Energie bis zu wenige Minuten vor der physischen Lieferung gehandelt werden kann.
Der Intraday-Handel dient somit hauptsachlich dazu, Mehr- oder Mindermengen von Bilanzkreisen durch den kurzfristigen Handel an der Börse möglichst gering zu halten, um die zuvor abgegebenen Prognosen einzuhalten. Dadurch ist es möglich unvorhergesehenen Änderungen in der Stromproduktion entgegenzuwirken, bevor auf die Regelenergie zugegriffen werden muss, welche lediglich als Sicherheitsreserve dienen soll.
Wie funktioniert Intraday-trading?
Generell müssen die Strommengen, die produziert bzw. verbraucht wird, vorab prognostiziert werden. Bei kleineren Verbrauchern wie Haushalten, übernimmt das der Stromversorger mittels Standardlastprofilen. Diese Prognosen werden „Fahrpläne“ oder auch „Profile“ genannt und müssen am Tag vor der Erzeugung bzw. der Entnahme der Strommenge beim Übertragungsnetzbetreiber angemeldet werden. Werden diese Profile nicht eingehalten, wenn beispielsweise eine große Stahlfabrik mehr Strom verbraucht als prognostiziert, muss die deutlich teurere Ausgleichsenergie gekauft werden, um die Differenz zum ursprünglichen Profil auszugleichen.
Um diese Kosten zu vermeiden und die Fahrpläne auch bei kurzfristigen Schwankungen einhalten zu können, bietet der Intraday-Handel die Möglichkeit noch im Verlauf desselben Tages der Erbringung Energie zu kaufen oder zu verkaufen.
In der Viertelstunden-Eröffnungsauktion am Vortag der Bereitstellung kann für das jeweilige 15min Intervall des Folgetages eine Energiemenge gekauft und verkauft werden, um die eigenen Fahrpläne möglichst genau einzuhalten. Sollte sich der Wetterbericht beispielsweise am Vortag kurzfristig ändern, so kann in dieser Auktion darauf reagiert werden.
Nach der Eröffnungsauktion kann weiterhin im kontinuierlichen Viertelstunden- oder Stunden-Handel bis zu 30 min vor der physischen Bereitstellung deutschlandweit gehandelt werden. So kann auch auf extrem kurzfristige Schwankungen reagiert werden. Die kleinste Energiemenge für den Handel an den Intraday-Märkten beträgt 0,1 MWh. Der Preis bildet sich nach Geboten und wird Gebotspreis genannt.
Vertragsabschlüsse, welche nur 30 Minuten vor der Lieferung abgeschlossen werden oder Kontrakte für nur 15 Minuten ermöglichen eine enorme Flexibilität des Strommarktes. Diese wird allerdings auch aufgrund der stark wetterabhängigen Erneuerbaren Energien zwingend benötigt. Sie bietet gerade Erneuerbaren-Erzeugern die Chance, kurzfristige Wetterprognosen besser in ihrem Kalkül zu berücksichtigen und möglichst realistische Angebote zu machen.
Wie funktioniert Intraday-Trading mit Batteriegroßspeichern?
In einem Energiemarkt mit einem hohen Anteil von Erneuerbaren sind Vorhersagen über das Angebot aufgrund unvollkommener Wettervorhersagen und eines zunehmenden Anteils von Solar- und Windenergie, der im Laufe der Zeit schwankt, sehr komplex. Der Intraday-Markt ermöglicht hier die kurzfristige Korrektur von Engpässen und Überschüssen. Die Preisvolatilität auf den Spotmärkten in Deutschland, Frankreich und der Schweiz hat in den letzten Jahren dramatisch zugenommen, sodass Flexibilität für das Stromnetz immer wertvoller wird, insbesondere angesichts der ehrgeizigen Ausbauziele für Erneuerbare Energien. Zunehmende Volatilität führt zu steigenden Preisspannen. An den Spotmärkten treten häufiger negative Preise auf, obwohl das Preisniveau im Allgemeinen sehr hoch ist.
Als extrem reaktionsschnelle Energiespeicher, ermöglichen diese extrem volatilen Preisschwankungen dem Batteriegroßspeicher eine rentable Teilnahme am Intraday-Handel.
Neben den Regelenergiemärkten ist der Intraday-Handelsmarkt einer der weiteren Erlösströme eines Batteriegroßspeichers und Teil der Multi-Use Strategie eines Speichers. So ist es dem Speicher möglich sich, je nach Situation, für den lukrativsten Markt zu entscheiden und in diesem aktiv zu werden.
Wie entstehen Preisspitzen?
Ein einfaches Modell der Entstehung von Strompreisen stellt die Merit-Order dar. Sie sortiert Kraftwerke nach deren Grenzkosten. Das teuerste Kraftwerk, das aufgerufen wird um die Last zu decken, bestimmt den aktuellen Strompreis. Erneuerbare Energien befinden sich in Deutschland ganz links in der Merit Order, weil das EEG eine Priorisierung der erneuerbaren Erzeugung vorschreibt. Durch den Wegfall von Braun- und Steinkohle, sowie Atomstrom, wird die Merit-Order deutlich steiler. Der Zubau von Erneuerbaren Energien verbreitert das Plateau mit niedrigen Preisen.
Je höher der Strombedarf ist, umso teurere Kraftwerke müssen genutzt werden. Erneuerbare Energien sind sehr günstige Energiequellen. Tagsüber reduzieren deshalb z.B. PV-Anlagen den Strompreis. In windarmen Morgen- und Abendstunden kommen bereits heute sehr teure Spitzenlastkraftwerke zum Einsatz (nachfolgend beispielhaft für den 09.07.2022 dargestellt) und erzeugen sehr hohe Preisspitzen. Mehr PV-Erzeugung wird den Strompreis zur Mittagszeit weiter reduzieren, der Wegfall von konventionellen Erzeugungsanteilen die Preisspitzen am Morgen und Abend erhöhen.