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Allgemein
25.11.2025

Vom Projektentwickler zum Independent Flexibility Provider (IFP)

Lesedauer:
6 Min

Die Energiewende stellt das Stromsystem vor neue Herausforderungen: In der Vergangenheit waren nur die Energieverbraucher nicht steuerbar oder planbar. Mit steigendem Anteil erneuerbarer Energien wird nun auch die Einspeisung von den Wetterverhältnissen abhängig und damit volatil. Die Stromnachfrage von Haushalten und Industrie ist allerdings weitestgehend unabhängig von den Erzeugungspotenzialen der erneuerbaren Energien. Damit steigt der Bedarf an sogenannten kurzfristigen Flexibilitäten, die ermöglichen, Angebot und Nachfrage an elektrischer Energie in Einklang zu bringen.

Kyon Energy hat sich in den vergangenen Jahren als einer der führenden Entwickler von Großspeicherprojekten etabliert. Mit dem nächsten strategischen Schritt – dem Eintritt in die Rolle des Independent Flexibility Providers (IFP) – erweitert das Unternehmen seine Position in der Speicherbranche entscheidend. Doch was genau bedeutet das? Warum ist dieser Schritt so wichtig für Kyon Energy?

Dieser Blogartikel gibt einen Einblick in die Rolle von Independent Flexibility Providern, beleuchtet die Beweggründe hinter Kyon Energy‘s Entscheidung und zeigt auf, wie diese Veränderung den Markt nachhaltig beeinflussen kann.

Was bedeutet Independent Flexibility Provider (IFP)?

Die Bundesnetzagentur (BNetzA) definiert Flexibilität im Stromsystem als „die Veränderung von Einspeisung oder Entnahme in Reaktion auf ein externes Signal (Preissignal oder Aktivierung) mit dem Ziel, eine Dienstleistung im Energiesystem zu erbringen“.

Ein Independent Flexibility Provider (IFP) ist ein zentraler Akteur im Energiemarkt, der gezielt steuerbare Energieanlagen (zum Beispiel Batteriespeicher), flexible Industrieprozesse oder regelbare Kraftwerke einsetzt, um auf kurzfristige Preisschwankungen an den Energiemärkten zu reagieren. Diese Fähigkeit zur Flexibilitätsbereitstellung ist entscheidend, um das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage sicherzustellen und gleichzeitig wirtschaftliche Chancen zu nutzen.

Aktuell wird die Flexibilität in Deutschland maßgeblich durch den deutschlandweit einheitlichen Strompreis gesteuert. Das bedeutet, dass sich die Einsatzentscheidungen der Anlagen stark an den Preissignalen orientieren. Derzeit sind die Preisschwankungen auf dem deutschen Energiemarkt besonders ausgeprägt. Dies eröffnet einerseits erhebliche Erlöspotenziale für Akteure wie IFPs, da sie durch geschicktes Handeln von hohen Preisunterschieden profitieren können. Andererseits sind diese starken Schwankungen ein deutliches Signal für die fehlende Flexibilität im Gesamtsystem. Je größer die Preissprünge, desto schwieriger ist es, Angebot und Nachfrage in Echtzeit auszugleichen – ein Hinweis darauf, dass zusätzliche flexible Kapazitäten dringend benötigt werden.

Langfristig trägt die Integration von Flexibilitätsoptionen nicht nur zur Stabilisierung des Stromsystems bei, sondern auch zur effizienten Nutzung erneuerbarer Energien. Die Grundlage für Flexibilitätsangebote können unter anderem Technologien wie Batteriespeicher bilden. Diese stellen eine eigenständige Säule im zukünftigen Energiesystem dar, neben Erzeugern und Verbrauchern. Ihre Aufgabe ist es, Energie gezielt zu speichern, freizugeben oder zu verschieben – abhängig von vorgegebenen Preissignalen.  IFPs übernehmen hier eine Schlüsselrolle, indem sie die Brücke zwischen volatiler Erzeugung und stabiler Versorgung schlagen.

Warum dieser Schritt für Kyon Energy so wichtig ist

Der Übergang vom reinen Projektentwickler zum Betreiber von Batteriespeichern, und damit IFP, markiert für Kyon Energy einen entscheidenden strategischen Meilenstein. Mit dem Betrieb eigener Batteriespeicher übernimmt das Unternehmen nicht nur Verantwortung für die technische Umsetzung, sondern auch den langfristigen Einsatz der Speicher im deutschen Energiesystem – und gestaltet dieses damit aktiv mit.

Mit der Inbetriebnahme des Speichers in Arnsberg wird dieser strategische Wandel erstmals greifbar. Die Anlage markiert den operativen Startpunkt für Kyon Energy als Betreiber von Batteriespeichern. Der Batteriespeicher kann kurzfristig Energiemengen aufnehmen und bedarfsgerecht wieder abgeben – ein zentraler Beitrag zur Systemstabilität in einem zunehmend volatilen Stromsystem. Zusätzlich wird der Speicher in der Lage sein, Regelleistung zu erbringen und damit zur Stabilisierung der Netzfrequenz in seiner Regelzone beizutragen. Die sechs Batteriespeichercontainer wurden im August 2025 auf Schraubpfahlfundamente gesetzt – millimetergenau mit einem 400-Tonnen-Kran.

Was in Arnsberg als erstes eigenes Speicherprojekt von Kyon Energy begann, wird 2026 zur Blaupause für weitere Projekte: Die dort gesammelten Erfahrungen im Betrieb, in der technischen Umsetzung sowie in der Kommunikation mit Netzbetreibern und Behörden fließen direkt in die Umsetzung größerer Speicherstandorte in Deutschland ein. Auch das aktuelle im Bau befindliche Projekt in Dahlem mit 100 Megawatt Speicherleistung und 203 Megawattstunden (MWh) Speicherkapazität wird das IFP-Portfolio stärken. Der kommerzielle Betrieb ist für Oktober 2026 geplant.

Für das kommende Jahr sind eine ganze Reihe weiterer Baustellen und Inbetriebnahmen vorgesehen. Kyon Energy plant, bis Ende 2026 weitere 5 Batteriespeicher mit einer Gesamtleistung von ca. 400 Megawatt ans Netz zu bringen – ein signifikanter Beitrag zur Flexibilisierung des Energiesystems und zur Integration erneuerbarer Energien. Weitere Anlagen befinden sich bereits in der konkreten Planung. Ziel ist es, mittelfristig zu einem der größten Betreiber von Batteriespeichern in Deutschland zu werden.

Potenziale von Kyon Energy als IFP

In einem Energiemarkt, der zunehmend von erneuerbaren Energien geprägt ist, wird Flexibilität zur neuen Schlüsselressource. Independent Flexibility Provider tragen dazu bei, Strompreise zu glätten und Angebot und Nachfrage in Einklang zu bringen. Durch die gezielte Einspeisung oder Speicherung von Energie können Spitzenpreise, die den Markt effizienter machen und schlussendlich den Strompreis für Endverbraucher senken, abgefangen werden.

Neben dieser ausgleichenden Funktion übernehmen Batteriespeicher ebenso eine Rolle in der Bereitstellung von Systemdienstleistungen. Durch ihre technischen Eigenschaften können sie besonders gut eingesetzt werden, um die Stabilität von Netzfrequenz und Spannung sicherzustellen, wenn es notwendig ist.

Allerdings braucht es eine gezielte Anreizwirkung, um das Potenzial von Batteriespeichern auch für die Bekämpfung von Netzengpässen nutzen zu können: Es müssen Mechanismen etabliert werden, die die übergeordneten Systembedarfe mit lokalen Netzauslastungen verknüpfen. Dies würde es ermöglichen, das Flexibilitätspotenzial auch für eine effizientere Ausnutzung vorhandener Netzinfrastruktur einzusetzen. Batteriespeicher sind eines der zentralen Puzzleteile im komplexen Stromsystem der Energiewende. Allerdings sind sie wegen unzureichender Rahmenbedingungen nicht effizient in der Lage, neben ihren Vorteilen am Strommarkt auf die Vorteile in den Stromnetzen voll auszuspielen. Im Gegenteil werden sie von einigen Netzbetreibern inzwischen gar als problematisch angesehen. Hier muss dringend durch den Gesetzgeber und den Regulierer gehandelt werden.

Kyon Energy als IFP stellt sich nun der Aufgabe, geeignete Werkzeuge zu finden, mit dem Ziel regionale Wertschöpfung zu fördern und gleichzeitig die Integration erneuerbarer Energien sowie die Netzstabilität vor Ort zu verbessern. Mit dem Ausbau von Batteriespeichern und der intelligenten Steuerung von Energieflüssen wird die zentrale Netzlogik zunehmend durch dezentrale Lösungen ersetzt. Das stärkt regionale Versorgungssicherheit und eröffnet neue Geschäftsmodelle – etwa für Kommunen, Industrie oder Prosumer. Batteriespeicher helfen, Netzengpässe zu vermeiden und den Bedarf an teurem Netzausbau zu reduzieren.

Fazit

Das vermehrte Aufkommen von reinen IFPs in Deutschland ist weit mehr als ein technisches Upgrade – es ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer zukunftsfähigen Energielandschaft. Für Kyon Energy bedeutet dieser Wandel eine tiefgreifende Weiterentwicklung: vom Projektentwickler innovativer Speicher hin zum langfristigen Akteur im Energiemarkt.

Mit dem Betrieb eigener Batteriespeicher übernimmt Kyon Energy Verantwortung für die Stabilität, Effizienz und Nachhaltigkeit des Energiesystems. Gleichzeitig eröffnet sich ein neues Kapitel voller Chancen – für das Unternehmen, für Partner und für die Energiewende insgesamt. Es bietet dem Unternehmen die Möglichkeit, sich nachhaltig und breit in der Speicherbranche aufzustellen und seine Projekte vom ersten bis zum letzten Entwicklungsschritt zu begleiten. Die kommenden Jahre werden zeigen, wie stark Independent Flexibility Provider den Markt verändern können. Kyon Energy ist bereit, diese Entwicklung mitzugestalten – technologisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich.

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